Am einfachsten ginge das, wenn ich ein Zauberer wäre – einer von den Guten natürlich. Wenn ich einen Zauberstab hätte und mit einem „Simsalabim“ alle Wünsche erfüllen und alle Menschen glücklich machen könnte. Oder mir würde die Gute Fee begegnen – dann hätte ich wenigstens 3 Wünsche frei.
Einer der 3 Wünsche wäre dann gewesen, dass die Kinder aus dem Kindertagesatelier, ihre Eltern und die engagierten Tagesmütter in ihrem neuen Quartier mit allen anderen Bewohnern des Hauses wie im Märchen dort „glücklich und zufrieden leben, bis an ihr Lebensende“.
Aber so einfach ist es leider nur im Märchen und zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft eben oft eine unüberbrückbare Lücke.
Der Besuch der Kinder, ihrer Mütter und Betreuerinnen bei mir hat mein Vaterherz berührt und wenn es nach der Stimme des Herzens gegangen wäre, hätte ich nichts lieber getan, als mit einem „Simsalabim“ alle Probleme in Luft aufzulösen oder sie einfach weg zu wünschen.
Wenn ich dafür sorge, dass sie dort bleiben können, haben die Kinder mir geschrieben, wäre ich der „Liebste Mensch der Welt“.
Leider kann ich das wohl in den Augen der Kinder nicht mehr werden, denn ich bin nur der Bürgermeister und kein Zauberer.
Als Bürgermeister muss ich die Interessen der Allgemeinheit und Einzelner miteinander und manchmal auch gegeneinander abwägen und gleichzeitig Recht und Gesetz beachten. Ich muss Entscheidungen treffen, die individuell als ungerecht empfunden werden, weil mir manchmal kein Ermessensspielraum bleibt.
So gerne ich die Probleme der Kinder des Tagesateliers weggezaubert hätte, ich muss mich als Bürgermeister den Vorschriften beugen – wie jeder andere Bürger auch. Diese Vorschriften besagen nun einmal, dass bei einer Nutzungsänderung – wie es bei der Einrichtung des Tagesateliers der Fall ist – eine Schallschutzmessung erforderlich ist. Ich kann und darf diese Vorschrift nicht außer Kraft setzen oder sie einfach ignorieren. Ich kann und darf mich auch nicht in privatrechtliche Konflikte zwischen Mietern und Vermieter einmischen und für eine Seite Position beziehen.
Kinder sind in unserer Gesellschaft das höchste Gut und ich werde mich wo ich kann dafür einsetzen, dass es unseren Kindern gut geht. Als Bürgermeister muss ich aber die berechtigten Ansprüche aller Bürger berücksichtigen. Es ist wirklich sehr schwer, gerecht abzuwägen und ohne Zauberstab alle glücklich und zufrieden zu machen.
Was ich für die Kinder, Eltern und Betreuerinnen des Tagesateliers tun kann, wird getan. Zunächst ist die Frist für die Schallmessung verlängert worden und ich habe Unterstützung bei der Suche nach einer anderen Bleibe zugesagt.
Weil ich weiß, dass das mit dem Wünschen nicht immer aber manchmal doch klappt, wünsche ich mir für die Kinder des Tagesateliers, dass doch alles gut wird und am Ende der Geschichte steht: „… und so lebten sie dort glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“.